Segeln im September 2022 - SY Tongji
Anfang September hatte Marina ein paar Tage mehr Zeit und wir machten noch ein paar kleinere Ostseeausflüge. (Alles Orte, welche wir schon kannten und über die ich hier nicht nochmals schreibe.)
Letztlich entschieden wir uns, in die Lübecker Bucht zu segeln, die Trave hinauf und beim Stettiner Yacht Club an der Teerhofinsel legten wir den Mast.
Auch über die Heimfahrt werde ich nicht weiter berichten, denn es ist wie immer in den Vorjahren.
In den kommenden Jahren wird Marina zwar wieder mehr Zeit haben, aber ich werde hier ebenfalls nicht mehr schreiben. Es gibt einfach keine neuen Segelziele mehr und über bereits besuchte Orte zu schreiben ist nicht meins. Überhaupt mag ich es nicht, alte Routen zu wiederholen. Neue Routen gibt es nicht bzw. wir haben dann doch nicht so viel Zeit. Dauersegeln hin und zurück und am besten am Stück wie in diesem Jahr ist ebenfalls nichts wirklich Berichtenswertes.
Ich schreibe hier weiter, sobald es mal wieder einen neuen interessanten Törn in ein neues Segelrevier gibt.


Seit meiner Umkehr im Ärmelkanal erreichten mich einige Mails zu Routen und einige merkten zu Recht an, dass ich doch dieses Jahr bestimmt nicht vorhatte, umzudrehen (oder um England zu segeln), sondern über Winter zu segeln. (Merkt man dies echt an meinem Geschreibe?)
Ja, dies ist korrekt! Das Boot ist vollgepackt und liegt auch jetzt im Herbst noch zu tief im Wasser. Zu Hause werden Vorräte wieder ausgepackt. Ich dachte über Winter auf dem Boot zu bleiben und Marina hat wahrscheinlich ab Winter wieder Zeit. Ich wusste natürlich von den Orcas an der portugiesischen Küste bereits vorher und dies hätte mich nicht wirklich gestört. Diese treiben ihr Unwesen direkt an der Küste und ich wäre wahrscheinlich eher direkt nach Madeira oder zu den Azoren. Beides ist auch nicht weiter als was ich jetzt mal eben am Stück gesegelt bin bzw. auch früher schon gesegelt bin.
Es ist nur daheim nicht alles ganz so einfach, um Jahre bzw. auch nur über Winter weg zu bleiben. Allein dieses Jahr fiel schon zweimal die Heizung auf unserem Grundstück aus. In dem von uns mit mehreren Wohneinheiten vermieteten Haus tropfte Wasser in den Keller. Die Stadtwerke waren mehrmals vor Ort und reparierten mangelhaft und provisorisch.
Aktuell die Energiekriese und vervielfachte Heizkosten. Selbst aus obersten Politikerkreisen wird vor Blackouts im Winter gewarnt. Da kann ich einfach nicht ruhig auf dem Boot sitzen und hoffen bzw. abwarten nach dem Motto wird schon gut gehen. Dazu gibt es für vermietete Wohnungen etliche Neuerungen, wie zum Beispiel Heizungscheck, Heizkörperprüfungen, hydraulischer Abgleich, CO2 Teilung, fernablesbare Heizkostenverteiler werden Pflicht und monatlich soll der Mieter über seinen Verbrauch informiert werden. Sicher kann man all dies in Auftrag geben, nur wer soll dies bezahlen? Auch noch auf die jetzt schon stetig steigenden Nebenkosten umlegen? Dies war noch nie mein Ding. Neben den extrem steigenden Heizkosten, dann auch noch die Abrechnungsfirma, welche monatlich ablesen soll und Infos an alle Mieter versendet. Mir war dies schon früher einmal jährlich viel zu teuer und machte es lieber allein ohne jegliche Kosten für die Mieter für meinen Aufwand. Auch in anderen Bereichen versuche ich stets die Betriebskosten für die Mieter gering zu halten, auch wenn es für mich Aufwand bedeutet (kein Hausmeister, Treppenreinigung, Winterdienst, kostenloses SAT-TV, ...). Schade allerdings wenn dann von Hartz 4 Mietern der Spruch kommt: Lege um, zahlt eh alles das Amt!
Vor ein paar Jahren hatte ich beinahe schon mal Probleme mit der Anerkennung der Vermietung beim Finanzamt. Der Staat verbreitet das Märchen, alles für preiswerten Wohnraum zu tun, macht es aber Vermietern, welche 66 % unter der ortsüblichen Warmmiete (inkl. Betriebskosten) liegen schwer. Unterstellt verbilligte Vermietung an Angehörige und Freunde mit entsprechenden Steuernachteilen. Mir blieb leider nur die Miete bei Neuverträgen anzuheben.
Auch werde man aufpassen müssen, wie sich die Heizkosten entwickeln. Ich möchte weder zu hohe Betriebskostenvorauszahlungen und schon gar nicht extreme Nachzahlungen unseren Mietern überreichen müssen. Dazu darf ich mich mit der Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung (haben Politiker doch einen super Namen gefunden) und dem neuen Wohngeld befassen und vielleicht auch Anträge für Mieter ausfüllen.
Unterwegs erreichten mich natürlich auch mehr als beunruhigende Meldungen wie:
- Städte sollen Wärmehallen für die frierende Bevölkerung planen. Meine Meinung: Sollte dies nötig sein, ist Deutschland eh nicht mehr zu retten, denn dann ist die Wirtschaft mangels Energie zusammengebrochen und wir werden Aufstände haben. Gleichzeitig hält die Regierung an der Atomkraftwerksabschaltung fest, dabei werden schon jetzt Rekordverkaufszahlen bei Elektroheizgeräten gemeldet. Zur Not wird manch einer auch den Elektroherd missbrauchen, um bei Gasabschaltung etwas Wärme in die Wohnung zu bekommen.
- Energiespartipps von Politikern wie: Schneller kürzer duschen und der Waschlappen reicht, ... wo haben diese Politiker Deutschland nur hingeführt. Solche Spartipps von Politikern mit fünfstelligen Monatseinkommen!
- Einige Energieversorger kündigen einfach ihrerseits Verträge, ohne Anschlussangebot. Gewerbetreibende und Verbraucher wissen nicht weiter und bekommen neue Verträge nur zum x-fachen Preis. Gerade eben erst gelesen, dass es auch etliche Stadtverwaltungen bei uns in MV trifft, welchen zum Jahresende der Stromvertrag gekündigt wurde.
- Ein paar Stadtwerke-Geschäftsführer sprechen schon von Gasmangellage bei Dauerfrost und der Einstellung der Fernwärmeversorgung sowie Stromausfällen.
Beunruhigt bin ich auch über Gedanken selbst hochrangiger Politiker über die Einstellung der Wärmeversorgung, denn bei z.B. -20 Grad ist innerhalb von wenigen Tagen wohl auch die letzte Heizleitung und Wasserleitung durch Frost geplatzt. Gar nicht auszudenkend sind die Schäden, welche bei solch einem Szenario bei unserer Fußbodenheizung im gesamten Haus entstehen.
Auch ein Stromausfall hätte ähnliche Folgen, denn welche Heizung läuft schon ohne Strom?
Natürlich haben wir eine Notstromversorgung zu Hause, aber wer bedient diese? Auf den automatischen Start verlassen möchte ich mich ungern. Alles Mögliche über Alarmanlage bis zur Fernsteuerung einiger Dinge habe ich. Kann auch die Temperatur im eigenen Haus überwachen. Dies funktioniert auch bei Stromausfall eine ganze Zeit automatisch über Akkus. Nur was habe ich von der Überwachung, wenn ich aus der Ferne sehen muss, wie die Spannung der Notstrombatterie langsam in die Knie geht, die Temperatur stetig weiter absinkt und keiner da ist, der die Notstromversorgung in Betrieb nimmt oder den Kamin befeuert. Nie hätte ich daran geglaubt, dass in Deutschland tagelange Blackouts und die Einstellung der Wärmeversorgung mal Thema werden. Ich hoffe auch noch immer, dass es so schlimm nicht kommen wird. Doch wenn hochrangige Politiker bereits davon reden, fehlt eigentlich nur noch ein strenger Winter.
Tja, so macht man sich seine Sorgen. Gesegelt bin ich mal wieder, der Segelvirus ist etwas befriedigt und nun geht es vernünftigerweise zum Winter lieber nach Hause.
Da fällt mir gerade noch der Politiker ein, welcher äußerte: Jeder sollte maximal den Wohnraum besitzen, in dem er selbst wohnt und im Optimalfall gebe es überhaupt keine privaten Vermietungen mehr. Dies traf mich damals so richtig. Nur was sollten wir mit dem Grundstück machen? Nach der DDR-Wende haben wir unser Grundstück in der Stadt mit verfallenen Häusern gekauft. Vieles war abbruchreif und unbewohnt. Dank Sanierungsgebiet teils komplett saniert und dann vermietet. Teils abgerissen und neu gebaut. Dies alles bei damaligen Zinsen, welche ein Vielfaches über den heute nach dem Zinsnull gestiegenen aktuellen Bauzinsen lagen. Tja, Herr Politiker: Sollten wir das Grundstück zerstückeln? Zufahrten und gemeinsame Versorgungsleitungen alles zerstückeln. Sollten wir Eigentumswohnungen verkaufen? Ich zweifle, dass auch nur ein Mieter dies möchte. Abreißen dürfen wir nicht. Über leer stehen lassen habe ich schon oft nachgedacht, denn die Miete ist den ganzen Aufwand mit ständig neuen Gesetzen und Anforderungen nicht Wert. Dazu das Risiko des Zahlungsausfalls, bzw. Betriebskosten bei extrem steigenden Heizkosten laut Gesetz nicht rechtzeitig erhöhen zu dürfen und anschließend auf der Nachzahlung sitzenzubleiben.
Dieser führende SPD-Politiker bezeichnet sich selbst als Sozialist und wahrscheinlich hätten wir das Grundstück einfach in dem unbewohnbaren DDR-Zustand lassen sollen und lediglich unser Haus fertig machen sollen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich dem sogar etwas abgewinnen. Ich könnte ruhiger Segeln!
Vorläufiges Ende