Segeln nach Holland / Amsterdam

Von Sylt segelte ich über Nacht zurück nach Helgoland. Alles unkompliziert und leicht. Lediglich ein Fischer kam mir im Vortrapptief mit grün weißem Licht und hell erleuchteten Auslegern entgegen. Ob das nun sein muss in der Nacht im Fahrwasser? Egal ist ja breit genug.
Auf Helgoland habe ich noch mal den Binnen verbrauchten Diesel ergänzt (Diesel 1,08) und weiter ging es in Richtung Niederlande. Im Kopf habe ich inzwischen Dublin als Ziel.
Marina war inzwischen daheim angekommen und mir kamen schon die ersten Zweifel. Segle ich doch in die falsche Richtung? Hoch nach Norden und übers Skagerrak, um Skagen, übers Kattegat in die Ostsee ist doch auch eine schöne Segelstrecke und für Marina ist es im Sommer einfacher immer wieder zu kommen. Es ist komisch, daheim ist die Sehnsucht nach dem Segeln und nichts als Wasser riesig und jetzt lass ich mir Bilder senden wie es im Garten gedeiht. Die Genehmigung für ein größeres Gewächshaus ist inzwischen auch da. Ich bin noch gar nicht richtig weg aber glaube ich dreh bald um.
Zunächst segle ich mit nur 2,9 kn über Grund. Laut Wetterbericht ist Ostwind mit 20 kn vorhergesagt, weiter draußen bis knapp 30 kn. Mal sehen ob das mit dem Segeln bis Holland was wird. Weiter dann sicher an Englands Südküste. Nur graut es mich ja vor den vielen Verkehrstrennungsgebieten, dem hohen Verkehr der dicken Pötte, Ankergebiete der Dicken, schnelle Fähren, Öl- bzw. Gasförderung, inzwischen reichlich Windmixer, ... all dies auf der Nordsee und im Ärmelkanal und dann allein unterwegs. Gezeiten und Wind allein wären hingegen schön. Nun ja der Wind passt nun mal Richtung Ärmelkanal. Weiter draußen sind inzwischen 4-5m Wellen angesagt, da will ich mal lieber nicht hin.
Marina teilt mir gerade mit, sie hat die erste Nacht geträumt das ich den Weg Richtung Holland segle, dann ins Ijsselmeer und über die stehende Mast Route zurück komme.
Gerade komme ich wieder an vielen Windmixern vorbei. Habe inzwischen auch genug Wind und Welle und die Betreiber schalten diese Windmühlen auch noch ein. In Flautezeiten könnt ihr die Windmixer einschalten! Aber dies ist wohl das große Problem dieser Dinger: wer liefert Strom in Flautezeiten?
Ab Terschelling sind nach aktuell geholtem Wetterbericht 24 kn in Spitzen bis 34 kn Wind vorhergesagt, beinahe wäre ich schon irgendwo untergetaucht, da das gegen die Tidenströmung auch schon ungemütlich werden kann. Da ich dem ganzen wenig Glauben schenkte und vor Ort bin, ging es weiter. Wenig später war dann so wenig Wind das es für den schwarzen Kegel reichte. Den setzt man wenn man neben den Segeln den Motor mitlaufen läßt.
30 sm vor Amsterdam hatte der Wetterbericht doch noch recht. Der Wind blies noch mal kräftig. Natürlich zur unpassenden Zeit. Ich hatte gerade rund 2 kn Gegenströmung und damit die entsprechende Welle.
12 sm vor Amsterdam (genauer Ijmuiden) dann Gewitter und kräftiger Regen mit Wind von vorn. Toll gegenan und ich wollte es vor der zweiten Nacht in den Hafen von Ijmuiden schaffen. Zum Glück dauerte der Spuk nicht lange und es ging dem ersten Ziel näher. Vor der Dunkelheit konnte das noch was werden, doch dann hielt mich die holländische Küstenwache auf. Kontrolle auf See beim Segeln vor Holland, besser fast Amsterdam. Sie kamen mit dem Schlauchboot zu mir an Bord. Nach dem letzten Jahr, dies Jahr schon wieder: alle Papiere bis zum lückenlosen Mehrwertsteuernachweis fürs Boot, letzter Hafen mit Beleg, letzte Tankquittung. Über die 1,08 € pro Lieter Diesel staunten sie und funkten es gleich zum Mutterschiff. Dann wurden meine Daten irgendwoher abgeglichen und sie gingen zufrieden von Bord.
In Ijmuiden kam ich nach Sonnenuntergang mit dem letzten Licht nach 183 sm an. Der riesige Hafen ist teuer und ich beschloss am kommenden Tag über den Nordseekanal in die neue Amsterdam Marina zu verlegen. Von dort kommt man auch per kostenloser Fähre in die Stadt.
An der Schleuse zum Nordseekanal dann schon wieder die Küstenwache. Noch mal wurde alles kontrolliert?

weiter auf der Route: Segeln nach England (Isle of Wight)