Segeln nach Marseille (Frankreich)
Am frühen Morgen brachen wir am Ankerplatz vor Saint-Tropez auf und segelten mit Landwind aus dem Golf. Der Wind drehte langsam auf N und dann auf NE. Feinstes Schmetterlingsegeln mit 5-6 Knoten.
Eine alte Dünung aus SW war so lang, das sie nicht störte.
Eigentlich war die Insel ‘Ile de Porquerolles’ unser Tagesziel, aber da wir gerade so schön beim Segeln waren, ließen wir uns vom Wind weiter antreiben und wollten nun bis zur Insel ‘Ile des Embiez’.
Es kam mit dem Wind aber mal wieder anders. Obwohl der Wetterbericht 10 kn Ostwind für 2 Tage vorhergesagt hatte und wir ja auch bisher Ostwind hatten war plötzlich Schluss mit dem Wind. Wie abgeschaltet war er plötzlich weg. Kein Luftzug mehr.
Für die letzten Seemeilen bis hinter die Insel ‘Ile des Embiez’ musste mal wieder der Diesel ran. Im Schutz der Insel vor Port du Brusc ließen wir nach 54 sm den Anker fallen.
Am kommenden Morgen ging es dann weiter nach Marseille. Wieder kein Wind und abermals starteten wir den Motor. Abwarten wäre auch nicht gut gewesen, denn bereits ab dem kommenden Tag sollte es wieder mit 40 kn NW-Wind (Gegenwind) aus dem Golf von Lion wehen.
Das ist halt der Golf von Lion. Alle paar Tage 40 kn und mehr aus N oder NW. Dies lasen wir vorher schon, sahen es auf den Wetterkarten und erlebten es in Saint-Tropez und jetzt. Dazu die permanente Gefahr des sehr überraschend einsetzenden stürmischen Fallwindes Mistral.
Ein tolles Segelrevier stelle ich mir irgendwie anders vor und auch der wohl bekannteste Blauwassersegler sagte über den Golf von Lion das dieser wohl eine sehr gefährliche Ecke sei. (Der Golf von Lion ist eine der sturmreichsten Regionen der Erde und hat laut Statistik eine doppelt so hohe Sturmhäufigkeit wie die Biscaya)
Ich war jedenfalls genervt von der Windstille und mal wieder per Motor fahren zu dürfen. Dazu die Aussicht das Marina die Rhone rauf will und dann nur noch der Diesel läuft. Ich hingegen möchte lieber nach Gibraltar, über die Biscaya, durch den Ärmelkanal, Nordsee, Hamburg, Elbe und dann zu unseren Binnenseen. Das Thema des Rückweges begleitet uns schon seit dem Start der Tour.
Nun, wir werden den Weg über die Rhone nehmen. Schön ist der Weg durch Südfrankreich sicher, doch der ständig laufende Diesel? Der weit längere Weg außen rum, für den wir die Zeit locker hätten, würde aber sicher ebenso viele Motorstunden verursachen. Sicher aber auch mehr Spaß beim Segeln. Verstehen kann ich Frauen in diesem Zusammenhang nicht wirklich: den ruhigen lautlosen Weg unter Segeln außen rum verschmähen und den lauten stinkenden Diesel Nonstop auf der Binnentour durch Frankreich in den Himmel loben ;-)
Nur bevor ich in Zukunft noch alleine segle, wie es ja den meisten Seglern leider geht, nehmen wir nach einer wirklich tollen langen Segelreise vom Schwarzen Meer bis nach Zypern und quer durchs Mittelmeer, dann mal lieber den Weg über die Rhone zurück nach Deutschland.
Bis Marseille konnten wir, wenn auch nur mit 3-4 Knoten, doch noch ein gutes Stück der Strecke unter Segeln zurücklegen. Einige Seemeilen vor Marseille blies es plötzlich sogar recht heftig.
weiter auf der Route: Marseille