Segeln nach Porto-Vecchio (Korsika)
Von einem Ankerplatz bei Santa Teresa di Gallura brachen wir auf und querten die Straße von Bonifacio. Die für Wind berüchtigte Meeresstraße von Bonifacio zwischen Sardinien und Korsika durften wir bei annähernder Windstille mit dem Motor queren. Die Segel nutzten wir für den geringeren Teil der Strecke. Es werden sonst alle Winde erheblich durch die Gebirge auf beiden Inseln und den Trichtereffekt der Meeresstraße verstärkt. Von +3 Bft spricht man. Wenn also 4 Windstärken vorhergesagt sind, heißt dies für Bonifacio bereits 7 Bft. Nun, wir konnten nicht mal allein mit den Segeln rüberkommen.
Nur warten war auch keine gute Idee, denn in der Nacht und am kommenden Tag sollte Wind mit 7-8 Bft aus dem Golf von Lion kommen. Dies noch verstärkt in der Straße? Da ziehe selbst ich den Diesel vor!
Wir blieben im Süden von Korsika und ließen unseren Anker in der großen Bucht von Porto-Vecchio fallen. Genauer gesagt im Norden der Bucht (Baie de Stagnolu) und wir ankerten mit 300m Platz rundum!
Der Wind kam auch in der Nacht. Früh am Morgen, ich lag schon wach, spürte ich eine plötzliche Winddrehung. 180 Grad müßten das gewesen sein und es blies heftigst weiter. Plötzlich ein Ruck in der Ankerkette und anschließend hatten wir permanente Schräglage!?
Was war geschehen? Wir ankerten auf 3,5m Wassertiefe mit 30 Meter Kette! Es gab eine Winddrehung von tatsächlich 180 Grad. Der Anker wurde mit einem Ruck in die falsche Richtung belastet und riss aus dem mit Gras bewachsenem Boden. Die Schräglage resultierte aus dem langsam durchs Wasser treibendem Heck und dem im Wind wegdrehenden Bug mit dem schleifenden Anker der nicht erneut faßte.
Ich stand augenblicklich senkrecht. Kaum aus dem Deckssalon einen Rundumblick getätigt ertönte auch schon der Ankeralarm. Das war erst ein nervender Ton. Diesel an und mit Schlafzeug ging es hinaus. Rückwärts in den Wind und Marina holte mittels elektrischer Ankerwinde den Anker hinauf. Ein riesen Grasbüschel mit einem von Wurzeln durchsetztem Erdballen kam mit dem Anker zum Vorschein. Da konnte der Anker nicht mehr neu fassen! Durch das Rückwärts in den Wind knallten die kleinen Wellen immer unter das Heck und spritzten fürchterlich. Mein dünnes Schlafzeug war mit Salzwasser durchnässt.
Wir fuhren in den SW-lichen Teil der Bucht vor den Ort Porto-Vecchio und ließen den vom Gras/Erdbüschel befreiten Anker erneut fallen. Er hielt tadellos (bis zur nächsten plötzlichen 180 Grad Winddrehung?).
Am Tage bekamen wir dann noch Gesellschaft in der Bucht. Ein Kreuzfahrtschiff lief ein und ankerte ebenfalls gleich am Eingang der Bucht. Ob dies ein geplanter Ankerstop oder doch dem Wind geschuldet war? 7-8 Bft. ablandiger Wind an Korsikas Küste ist sicher kein Problem, aber +3 Bft. in der Straße von Bonifacio! Pünktlich mit nachlassendem Wind am Abend lichtete das Kreuzfahrtschiff seinen Anker.
Abermals einen Tag später fuhren wir in den Hafen von Porto-Vecchio und zu Fuß in den alten Ortskern auf dem Berg. Dieser gefiel uns sehr gut. Es ist zwischen den alten Mauern alles recht eng. Die vielen kleinen Gassen ist man schnell durchschritten und die zahlreichen Restaurants mit Blick auf die Bucht laden zu köstlichen Speisen.
Auch die Versorgung für unsere weitere Tour ließ sich mittels knapp 1000m nördlich vom Hafen gelegenem großem Supermarkt gut erledigen.




(Porto Vecchio bedeutet einfach Alter Hafen)

Für Tongji (9,60m x 3,18m) kostet ein Tag für’s Mittelmeer moderate 22,- € im April/Mai. In der Hauptsaison? Von 9-17 Uhr zahlt man den 1/2 Preis. In der Bucht besteht kein Ankerverbot und die 180 Grad Winddrehung bei derart starkem Wind sind wohl eher selten.
Unsere Stationen beim Segeln Korsika zusammen auf einer Seite.






weiter auf der Route - Segeln nach Bastia